Ein Resümee zum Streik am 27.04. – das sagen die Eltern.

Wir danken für die zahlreichen Rückmeldungen der Eltern zum Thema Streik und wollen hier versuchen ein kleines zusammengefasstes Meinungsbild zu liefern. Streikablauf und Elternmeinungen.

So lief es in Dresden ab

Nach Aussagen der Leiterin des Eigenbetriebes und der Sozialbürgermeisterin ist der Streiktag relativ reibungslos über die Bühne gegangen. „Nur“29 Einrichtungen waren geschlossen, alle anderen waren entweder teilgeöffnet oder ganz offen. Bis auf 5 Kinder im Hortbereich, konnte bei allen Anfragen eine Ausweichbetreuung organisiert werden. Die Verantwortlichen führen das einerseits auf effektives Arbeiten der Verwaltung zurück aber auch auf die extrem gut vorbereiteten Eltern. Mehr dazu hier: https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2016/04/pm_110.php

So sehen es die Eltern

Die Elternschaft ist in ihrer Meinung zum Streik zwiespältig. Bessere Bezahlung der ErzieherInnen ja – Streik nein. Viele Eltern sind einfach nur genervt. Genervt davon, dass schon wieder gestreikt wird. Genervt davon, dass es schon wieder „nur“ ums Geld geht und genervt davon, dass sie schon wieder große Anstrengungen auf sich nehmen müssen, eine Ersatzbetreuung zu organisieren. Und genervt davon, dass Tarifstreitigkeiten schon wieder auf dem Rücken von Eltern und Kindern ausgetragen werden.

Anerkennung der Leistung der ErzieherInnen

Dabei ist es gar nicht mal so, dass Eltern es den Erziehern und Erzieherinnen nicht gönnen würden. Sie wissen sehr genau, dass qualifizierte ErzieherInnen das wichtigste sind, wenn es um die Betreuung unserer Jüngsten geht. Das kann kein noch so hübsches Kitagebäude und noch so schönes Spielzeug in der Einrichtung ausgleichen. Ohne das passende Personal läuft nichts. Und wir müssen uns auch klar machen, dass diese Menschen, die unsere Kinder betreuen hochqualifizierte Fachkräfte sind. 5 Jahre Ausbildung, die sie teilweise selbst bezahlen müssen, haben sie hinter sich, bevor sie in Kitas arbeiten dürfen. Mit dem sächsischen Bildungsplan haben sie in Sachen Frühkindlicher Bildung ein sehr ambitioniertes Programm auferlegt bekommen, welches sie bei ausgesprochen fragwürdigen Rahmenbedingungen umsetzen müssen. Die Lautstärke in den Gruppenräumen bedeutet dauerhaften, puren Stress – das weiß jeder, der schon mal den Kindergeburtstag des eigenen Nachwuchses in den eigenen vier Wänden gefeiert hat. Eine Anerkennung ihrer Leistung, die sie tagtäglich für unsere Kinder erbringen, ist mehr als angebracht – und Anerkennung fängt nun mal auch beim Geld an.

In diesem Sinne sind Kommentare nach dem Motto – „aber x oder y können auch nicht streiken oder würden auch mehr Geld verdienen“, nicht besonders Hilfreich. Klar, ErzieherInnen sind nicht die Einzigen die eine Aufwertung verdienen. Das trifft zum Beispiel genauso auf Menschen zu, die im Gesundheitsbereich arbeiten. Aber was macht es denn für einen Sinn, immer „nach unten zu treten“. Vielmehr muss doch der Gedankengang so gehen, ja die machen einen guten Job und verdienen das Geld aber wir machen ebenfalls einen guten Job und verdienen ebenso eine Aufwertung. Dafür setzen wir uns ein.
Und nebenbei bemerkt, die Gehalts-Tabellen, mit denen die KAV immer um sich werfen, verzerren das Bild auch gerne etwas. Die ErzieherInnen haben in der Regel einen 32+ Stunden Vertrag und gehen dort in etwa mit 1300€ raus. Sie verdienen also gar nicht so wahnsinnig viel Geld, wie häufig behauptet wird.

Also, was nun?

Dennoch bedeuten Streiks für die Eltern eine hohe Belastung. Viele zeigten sich letztes Jahr solidarisch und haben trotz der langen Streikdauer kaum gemurrt. Dass nun im Zuge des Tarifkonfliktes Kitas wieder mit bestreikt werden, führt deshalb bei vielen zu einem ungläubigen Kopfschütteln. Auch besteht bei den Eltern die Angst, dass das Ergebnis sich am Ende bei ihnen im Portemonnaie niederschlägt. Nämlich im Form von erhöhten Kitabeiträgen.

Es müssen also beide Seiten betrachtet werden – ErzieherInnen, die eine Aufwertung verdienen und Eltern und Kinder, für die ein Streik immer eine enorme Belastung bedeutet. In diesem Sinne hoffen wir auf eine möglichst schnelle Einigung im Tarifstreit zugunsten der Beschäftigten. Und dass sich die Gewerkschaften bei weiteren nötigen Warnstreiks im Kitabereich vorerst zurückhalten.

Noch als Hinweis: letztes Jahr ging es um eine bessere Eingruppierung von ErzieherInnen, Leitung, Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen und Co. Dieses Jahr geht es um den gesamten Bereich der öffentlichen Beschäftigten, worunter auch ErzieherInnen zählen. Dort laufen die Tarifverträge aus und die Gewerkschaften fordern angesichts von Rekord Steuereinnahmen (Bund 12Mrd. plus und Länder und Kommunen ca. 30Mrd.) 6% mehr Lohn.

Für Betreuungsschlüssel und Co. ist die Landesregierung gefragt

Abseits der Tarifstreitigkeiten wünschen sich Eltern vor allem aber eine Debatte über die Qualität der Kindertagesbetreuung – vor allem über den Betreuungsschlüssel, der in Sachsen drastisch verbessert werden muss. Sachsen ist in Sachen Betreuungsschlüssel/Personalschlüssel Schlusslicht in Deutschland und kombiniert diesen letzten Platz auch noch mit fehlender Einberechnung von mittelbarer Betreungszeit (obwohl Erzieherinnen und Erzieher dort immer mehr Aufgaben erledigen müssen) und der fehlenden Einbeziehung von Nichtanwesenheit in den Personalschlüssel bei Urlaub, Weiterbildung oder Krankheit… Hier ist die CDU-Landesregierung gefragt, endlich ein Bekenntnis zur Frühkindlichen Bildung abzugeben.

One Comment

  1. Eine wirklich gute Zusammenfassung, für die ich mich herzlich beim Stadtelternrat Dresden bedanken möchte. Ihr Resümee ist ausführlich und sehr nah dran an der Realität. Als Erzieher freut es mich, dass ein Großteil der Elternschaft mit so viel Verständnis reagiert hat und sich dennoch hinter meine Kolleginnen und Kollegen und mich gestellt hat.

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