Kitastreik 2015

Inhalt

BLOG-Beitrag vom 26. Mai 2015 – Offener Brief an den Verband Kommunaler Arbeitgeber
BLOG-Beitrag vom 15. Mai 2015Streik am 18. und 19.05. und ein Statement
BLOG-Beitrag vom 12. Mai 2015Ein Update zum Streik
BLOG-Beitrag vom 06. Mai 2015Unbefristeter Streik 08.05.
BLOG-Beitrag vom 16. April 2015Streik in Dresdner Kitas am Donnerstag, 16.04.2015

 

26. Mai 2015

Offener Brief an den Verband Kommunaler Arbeitgeber

Von Eltern fordert der Streik einen hohen Tribut. Es wird immer schwieriger, eine Alternativbetreuung zu organisieren, wertvolle Urlaubstage werden aufgezehrt, manche Arbeitnehmer sind sogar von einer Kündigung bedroht. Jeder weitere Streiktag erhöht die Belastung der Eltern enorm. Sie stoßen an ihre Grenzen.

Ebenso wie die Eltern trifft der Streik aber auch die Kinder. Sie werden vollkommen aus ihrem Rhythmus gerissen und verstehen nicht, warum sie einen Tag in die Kita gehen, und dann schon wieder einen Tag zu Hause bleiben müssen. Sie fragen sich, ob sie selbst Schuld daran haben – haben sie irgendetwas falsch gemacht? Im besten Fall kommen sie bei den Eltern oder Verwandten unter. Oftmals müssen sie aber auch immer wieder zu neuen, fremden Betreuungspersonen, wodurch die Kinder nur noch mehr verunsichert und durcheinander gebracht werden.

Nach wie vor sind es nicht die Kommunen, die vom Streik getroffen werden, sondern Kinder und Eltern. Dennoch wollen wir uns durch dieses Aussitzen des Streiks durch den VKA nicht gegen Erzieher und Erzieherinnen ausspielen lassen. Eltern sehen jeden Tag, was ErzieherInnen selbst unter prekären Bedingungen für unsere Kinder leisten. Kinder werden in einer Kita nicht mehr nur betreut und aufgehoben. Nein, es wird ein Bildungsauftrag erfüllt, die Kinder werden gefördert und die ErzieherInnen versuchen, nach Möglichkeit auf die individuellen Bedürfnisse eines jeden Kindes einzugehen – die Anforderungen an ErzieherInnen sind in den letzten Jahren enorm gestiegen.

Daher fordert der Stadtelternrat Dresden vom Verband Kommunaler Arbeitgeber:

Dieser Streik muss zu einem Ende kommen. Und zwar zu einem Ende, an dem die Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern deutlich aufgewertet wird. Es ist nun an Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren des VKA und aber auch an den Gewerkschaften, über dieses „deutlich“ zu verhandeln. Die Vorschläge des VKA sind bisher mehr als dürftig ausgefallen. Erhöhungen sollen nur für wenige Einzelne gebilligt werden, eine generelle Aufwertung des ErzieherInnen-Berufs wird abgelehnt. Doch die bedarf es. Denn die von Ihnen genannten Zahlen zum Einstiegs- und Endgehalt sind Augenwischerei. Sie unterschlagen dabei, dass nur die wenigsten Erzieherinnen eine 39 bzw. 40 Stunden Woche arbeiten (dafür gelten die Zahlen), sondern die meisten einen 32+ Vertrag bekommen – das bedeutet gut 17,5% weniger Gehalt.
Deshalb: Gehen Sie auf die Gewerkschaften mit dem geforderten vernünftigen Angebot zu. Werten sie diesen Berufsstand jetzt auf – und nicht erst dann, wenn niemand mehr zu den bestehenden Bedingungen den Job machen will.

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15. Mai 2015

Streik am 18. und 19.05. und ein Statement

Nach der kurzen Verschnaufpause kommt es in der kommenden Woche am Montag, 18. und Dienstag, 19.05. erneut zu Streiks in Dresdner Kindertagesstätten. Sofern ihr den Elternbrief der Stadt Dresden dazu noch nicht gelesen habt, könnt ihr ihn hier finden.

Die Stadt hält die dresdner Eltern weiterhin auf ihrer Streikseite über den aktuellen Status von Kitas. Wie bisher wird es wieder viele teilgeöffnete Einrichtungen geben, sodass Eltern, die schon alle Alternativen ausgeschöpft haben, ihr Kind sicher irgendwo unterbringen können. Dabei sei an alle jene appeliert, welche die Betreuung selbst absichern können, diese das auch tuen und die verfügbaren Plätze denjenigen lassen, die unbedingt drauf angewiesen sind.

Gebühren zurückfordern?
Die rechtliche Lage, ob man die Gebühren, die man für den Kitaplatz während des Streiks ist nicht so ganz klar. Zumal es überall anderes gehandhabt wird. Köln, Leipzig und Zwickau erstatten den Eltern die Gebühren für die Dauer des Streikes. In München wird ein solcher Schritt gerade beantragt. Für Dresden ist aktuell eine Erstattung des Beitrages nicht angedacht. Das eingesparte Geld soll vielmehr direkt in die Kitas investiert werden, also den Kindern zu gute kommen.
Weitere Infos kann auch dieser Beitrag einer Gründerin des BEVKi liefern.

Was können Eltern tun?

Die Gewerkschaft Verdi informiert auf seiner Seite umfassend über den Streik. Warum wird gestreikt, was wird gefordert und wie können die ErzieherInnen untersützt werden.

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Ein Statement zum Streik

Immer mehr Artikel tauchen auf, mit der Frage, ob den Erzieher*innen nicht schon genug verdienen. Wie zum Beispiel dieser hier vom Spiegel Online, wo das Gehalt eines/einer Erzieher*in mit dem Gehalt eines Feuerwehrmannes oder Müllmanns verglichen und festgestellt wird, dass Erzieher*innen genausoviel oder sogar noch mehr verdienen. Ich halte diese „Neid-Debatten“ á la „weil der nur soundsoviel verdient, dürfen die auch nicht mehr verdienen“ für fruchtlos. Zumal hier immer nur „schlecht“ bezahlte Berufe miteinander verglichen werden und nicht der Vergleich nach oben gewagt wird.
Tatsache ist, das Einstiegsgehalt für ErzieherInnen ist nicht so übel, WENN sie denn einen 40-Stundenvertrag haben. Aber das ist nur bei wenigen der Fall. Die Regel ist ein 32+ Vertrag – fast schon ein Viertel weniger, was sich natürlich auch im Gehalt bemerkbar macht.
Was, wie ich finde, in der Diskussion auch oft untergeht, ist die Ausbildung und Qualifikation von Erzieher*innen. Die Ausbildung umfasst insgesamt 5 Jahre. (2 Jährige Ausbildung zum/zur Sozialassistent*in, sowie 3 jährige Ausbildung zum/zur Erzieher*in) Hinzu kommt, dass diese Ausbildung nur zu einem geringen Teil von staatlichen Schulen gestemmt wird, sondern vor allem private Erzieher*innenschulen den Bedarf abdecken. Das bedeudet wiederum , dass die angehenden Erzieher*innen für ihre Ausbildung tiefer in die Tasche greifen müssen. Das muss auch erstmal irgendwie finanziert werden. Erzieher*innen sind hochqualifiziert. Sie machen einen guten Job – manche sicher mehr und manche sicher etwas weniger, aber das ist überall so.

Das wichtigste, was man sich in der ganzen Diskussion immer wieder ins Gedächtnis rufen sollte ist, was Erzieher*innen in den verschiedenen Bereichen tuen!? Sie kümmern sich um Menschen! Und jedem sollte doch klar sein, wie wichtig und auch fordernd diese Aufgabe ist. Nimmt man zum Beispiel nur mal die Erzieher*innen in Kindertageseinrichtungen. Wir vertrauen ihnen unsere Kinder an – das, was uns am meisten bedeutet. Und zwar nicht nur zur Aufbewahrung, nein, Erzieher*innen sollen sich gut um unsere Kinder kümmern und einen Bildungsauftrag erfüllen. In der frühkindlichen Bildung werden die wichtigsten Grundlagen gelegt – Defizite, die Kinder in dieser Zeit erfahren, sind später nur schwer wieder aufzuholen. Erzieher*innen sind dafür verantwortlich, diese Grundlagen zu legen. Viele Kinder verbringen einen Großteil des Tages in einer Kindertageseinrichtung – haben am Tag teilweise mehr Kontakt mit den Betreuungspersonen als mit den einzelnen Elternteilen. Wer war denn nich schon Mal erstaunt, dass das eigene Kind nach Hause kommt und auf einmal ganz neue Sachen kann. Plötzlich klappt das Ausschneiden auf der Linie wunderbar – und das hat es nicht zu Hause gelernt. Dafür war zu Hause keine Zeit.
Ich kann es nur nochmal wiederholen – sie bauen keine Autos zusammen, sie schaffen nicht den Müll weg oder schieben auf irgendwelchen Konten das Geld hin und her – sie kümmern sich um unsere Kinder! Es sollte daher doch eine Selbstverständlichkeit sein, dass eine so wichtige Arbeit auch richtig gut bezahlt wird. (Dabei will ich keinesfalls andere Berufe abwerten. Vielleicht sollte man die Neiddebatte einfach mal umdrehen und nicht sagen, die Erzieher*innen fordern zu viel sondern, die anderen geben sich mit zu wenig zufrieden?)

Ein weiterer Punkt, den die Gewerkschaften anführen und dem sicher auch jeder Arbeitgeber zustimmen wird: Ist das Stellenangebot nicht attraktiv, gibt es auch keine Bewerber*innen.
Schafft man es nicht, den Erzieher*innen Beruf attraktiver zu gestalten, kommen immer weniger neue Erzieher*innen hinzu. Und das bei explodierenden Kinderzahlen wie in Dresden … Die Betreuungsituation ist jetzt schon mehr als angespannt, wenn dann noch ein merkliches Defizit an Erzieher*innen entsteht, wird sich das zunehmend negativ auf die Betreuungsqualität auswirken. Und dann wird wieder das Geschrei losgehen, warum zu wenige Erzieher*innen da sind. Also lieber jetzt handeln, als wie immer dann, wenn es schon zu spät ist.

Eine gerechtere Bezahlung und die damit einergehende  Anerkennung dieses Berufes, kann aber nur ein Schritt zu einer besseren Betreuung sein. Wie viele Kritiker an diesem Konflikt richtig bemängeln: Den Kindern ist nicht damit geholfen, wenn sich in Zukunft besser bezahlte aber immernoch gestresste Erzieher*innen um sie kümmern. Neben der besseren Bezahlung braucht es veränderte Rahmenbedingungen. Jedoch sind das zwei paar Schuhe. Die Bezahlung wird im Rahmen des Tarifvertrages festgesetzt. Bei Tarifkonflikten sind Streikmaßnahmen legitime Mittel, die Arbeitnehmer in den Verhandlungen nutzen können. Da aus Sicht der Gewerkschaften von den Kommunalen Arbeitgeber Verbänden kein ansprechendes Angebot vorgelegt worden ist, wurde zu unbefristeten Streiks aufgerufen.
Sollte der Tarifkonflikt wie auch immer beigelegt werden, besteht aber weiterhin das Problem der Rahmenbedingung. Für diese Rahmenbedingungen ist jedoch die Politik zuständig, diese können nicht im Rahmen der Tarifauseinandersetzungen verhandelt werden. Um Druck auf die Regierung auszuüben, bedarf es mehr als „nur“ die Erzieher*innen, sondern einen breiten gesellschaftlichen Konsens, dass sich etwas ändern muss. Dann können gemeinsame Aktionen gestartet werden.
Die Koalition der  Sächsischen Landesregierung hätte die Betreuungssituation verbessern können. Hat sie aber nicht. In unserer Petition haben wir bereits darauf hingewiesen, dass der Betreuungsschlüssel nicht wirklich verbessert wurde. Viel mehr sollen qualifizierte Erzieher*innen im Krippenbereich in Zukunft durch Assistenzkräfte ersetzt werden können.
Es gilt hier also für uns alle – wir müssen uns der Politik gegenüber bemerkbar machen und klar die Missstände in der Betreuungslandschaft anprangen. Nur so nebenbei – Sachsen fährt dieses Jahr ein Steuerplus von gut 150 Millionen Euro ein.

Also ja, niemand freut sich über den Streik – weder Eltern noch Erzieher*innen. Viele Eltern bringt er in arge Bedrängnis, manche stellt er vor unlösbare Schwierigkeiten. Doch lieber jetzt der Streik, als dass wir später festsellen, dass uns die Erzieher*innen fehlen. Dann sind die Probleme noch größer und vor allem dauerhafter. Schon jetzt treibt es die Mitarbeiter*innen mancher Einrichtungen an ihre Balstungsgrenzen, die Betreuung der Kinder zu garantieren.
Vor allem auch wir Eltern werden Einfluss auf das Ergebnis des Streikes nehmen. Wohin wenden wir uns mit unserem ganzen Frust – an die Arbeitnehmer oder Arbeitgeber? Laden wir unseren ganzen Unmut bei den Erzieher*innen ab, die unsere Kinder betreuuen oder bei denjenigen, die den Betreuuer*innen unserer Kinder eine faire Bezahlung verweigern.

Erzieher*innen prägen unsere Zukunft, unsere Gesellschaft von Morgen.

Mit freundlichem Gruß, Sascha

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12. Mai 2015

Streikupdate

Dresdner Eltern bekommen eine kurze Verschnaufpause – für Mittwoch und Freitag wird der Streik in Dresdner Kindertagesstätten zunächst ausgesetzt, während er in anderen Städten fortgeführt wird. Doch Eltern sollten sich nicht zu früh freuen, denn nächste Woche sollen die Streiks Montag und Dienstag  (18./19.05.) sollen die Streiks weitergehen. Wir werden euch hier auf der Seite sowie bei Facebook weiter dem Laufenden halten.

Um die Streikpause sinnvoll zu nutzen, sollten Eltern sich über ihre Rechten und Pflichten informieren, die sie bei einem Kita-Streik haben. Bei der FAZ gibt es einen guten Artikel dazu.

Was können wir tun?

Wir werden gefragt, was Eltern tun können, um diesen Streik möglichst schnell zu beenden. Daher möchten wir nochmal auf die Hinweise der Gewerkschaften verweisen:

1.       Formulieren Sie den Ärger über die aktuelle Situation und daraus entstehende Belastung gegenüber denen, die die Verantwortung für diesen Streik tragen. Das kann in Form von Emails, Anschreiben oder ähnlichem gegenüber dem Träger der Einrichtung, also in Ihrem Fall der Landeshauptstadt Dresden in der Form, dass dieser aufgefordert wird, endlich dafür Sorge zu tragen, dass es ein gutes und verhandelbares Angebot an die ErzieherInnen und die sie vertretenen Gewerkschaften gibt.

2.       Es gibt auf unserer Internetseite der aktuellen Tarifauseinandersetzung die Möglichkeit, sich nicht nur als Unterstützer einzutragen, sondern auch selbst in der Form aktiv zu werden, mit der hier hinterlegten Unterschriftenliste in den Kitas und darüber hinaus  für eine breite Unterstützung zu werben. Diese Unterstützer- bzw. Unterschriftenlisten gehen unmittelbar auch an die verantwortlichen Arbeitgeber und Träger. http://www.soziale-berufe-aufwerten.de/information/materialien/

3.       Sprechen Sie mit Lokalpolitikern vor Ort, zum Beispiel mit Stadträten oder auch Landtagsabgeordneten, um den Druck dorthin zu bringen, wo er an der richtigen Stelle ist. Gern können wir dies auch gemeinsam organisieren.

Außerdem können die Erzieher mit der folgenden Petition unterstützt werden: https://www.change.org/p/wir-eltern-sind-solidarisch-im-kitastreik-elternf%C3%BCrerzieherinnen-petition-mitzeichnen

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06. Mai 2015

Unbefristeter Streik 08.05.

AKTUELL: Update zum Streik hier.

Liebe Eltern.

es ist mal wieder so weit: Ab dem 08.05. wird gestreikt und zwar bundesweit. Auch die Kindertagesstätten des Eigenbetriebes in Dresden sind von den Streiks betroffen. Diesmal wird auch nicht nur ein oder zwei Tage gestreikt, sonder es wird zu einem unbefristeten Streik aufgerufen. Dieser Streik könnte durchaus die nächsten zwei Wochen dauern und auch noch über Pfingsten hinaus.
Auf uns Eltern kommt damit eine enorme Belastung zu. Denn für uns heißt es, entweder schnell eine alternative Kinderbetreuung zu organisieren oder selbst einzuspringen. Erstere Fall wird sich um so schwieriger gestalten, je länger der Streik dauert und im zweiten Fall muss man oft auf unbezahlten Urlaub zurückgreifen. Ebenso ist der Streik für die Kinder eine Belastung –  auch sie werden aus ihrem normalen Tagesrhythmus herausgerissen und müssen sich in den Fällen, in denen die Eltern nicht selbst die Betreuung übernehmen können, auf eine neue Betreuungssituation einstellen.
Wenn alternative Betreuungsmöglichkeiten fehlen, ist es vielleicht möglich, sich als Eltern gegenseitig zu unterstützen. Warum sich nicht mit den Eltern der Freunde des eigenen Kindes bei der Betreuung abwechseln?

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Streikinfos Dresden

Eine Übersicht über den Status der Einrichtungen an Streiktagen sowie Infotelefonnummer finden sich hier: http://www.dresden.de/de/03/01/02/0001_Warnstreik.php
Prozedere bei Streik: Vor den Streiktagen dürfen keine Umfragen gemacht werden, welche Mitarbeiter*innen streiken. Mitarbeiter*innen, die nicht streiken wollen, können das an den Eigenbetrieb signalisieren. Daher kann vorher nicht gesagt werden, ob die eigene Einrichtung offen oder geschlossen ist. Erst am Streiktag, wenn sich ausreichend Personal in der Kita eingefunden hat, kann die Kita öffnen. Diese Mitarbeiter*innen geben dann eine Information an den Eigenbetrieb, wieviele Kinder betreut werden können. Dieser Status kann über obengenannte Homepage bzw. Infotelefon 0351/4885101 und 0351/4885117 und 0351/4885041 erfragt werden. Die geöffneten Einrichtungen nehmen nicht nur Kinder der eigenen Einrichtung auf, sondern können auch Kinder aus anderen Einrichtungen des Eigenbetriebes aufnehmen, wenn Kapazitäten frei sind.
Notbetreuung: Ob und in welcher Form es eine Notbetreuung geben wird, steht noch nicht fest, da gilt es sich auf der Dresden Seite oder an den Aushängen in der eigenen Kita zu informieren.

93% entscheiden für den Streik
Wie wir zu den Streiks stehen, haben wir bereits in unserem letzten Beitrag klar gemacht. Dennoch möchten wir daran appellieren, mit Erzieher*innen zumindest einen konstruktiven Dialog zu suchen und den eigenen Frust über die Situation nicht an ihnen auszulassen. Sie stehen ebenfalls unter Druck und sind sicher nicht glücklich mit der derzeitigen Situation.
In einer Urabstimmung haben sich 93% der gewerkschaftlich organisierten Erzieher*innen für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Die Mitarbeiter, welche das Streikrecht dann auch wirklich in Anspruch nehmen und nicht auf der Arbeitsstelle erscheinen, werden für die Fehlzeit nicht bezahlt. Dabei berechnet sich der Verdienstausfall nach den eingeplanten Arbeitsstunden des/der jeweiligen Mitarbeiter*in. Man kann also davon ausgehen, dass Erzieher*innen den Schritt zu einem Streik ebenfalls nicht leichten Herzens gehen. Für sie scheint es der letzte Schritt zu sein, um in dem festgefahrenen Tarifkonflikt eine Lösung zu erzwingen, nachdem sich die Arbeitgeberseite quer gestellt hat.
In unserem letzten Beitrag haben wir angebracht, dass es schade ist, wenn es immer nur ums Geld geht. Interessant ist die Stellungnahme zu diesem Thema von Verdi:

Richtig ist auch, dass neben der dringend erforderlichen Aufwertung der sozialen Berufe, also die Frage, welchen Wert hat die Arbeit in Kitas, Sozial- und Jugendämtern, in der Behindertenhilfen auch die Problematik der schlechten Rahmenbedingungen steht. Sie sprechen es selbst an. Viele Beschäftigte in Kitas formulieren, dass neben dieser Frage „Welchen Wert hat meine Arbeit?“ auch die Frage im Vordergrund steht, wann endlich eine Verbesserung des Personalschlüssels, eine Anrechnung von Vor- und Nachbereitungszeiten und und und erfolgt. Ja, auch das ist eine für uns gewerkschaftspolitische Schwerpunktaufgabe, allerdings gibt es zwischen dieser Fragestellung und der jetzigen tariflichen Auseinandersetzung um eine Aufwertung der Tätigkeit einen großen Unterschied.
Die Frage der Aufwertung und Verbesserung der Eingruppierung ist eine tarifliche Auseinandersetzung, die im Wege von Tarifverträgen verhandelt werden kann und eben auch mit Hilfe von Streiks durchgesetzt werden muss. Bezüglich der Rahmenbedingungen wie Personalschlüssel etc. ist das leider etwas anders. Hier entscheiden die Landesparlamente im Rahmen der jeweiligen Kita-Gesetze […]

Die Tarifverträge werden zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemacht, für die Rahmenbedingungen in den Kitas ist die Politik verantwortlich. Ebenso die GEW:

Berufsbezogene nicht-monetäre Merkmale wie Fachkraft-Kind-Relation, Vor- und Nachbereitungszeit, etc. sind allerdings im Tarifvertrag nicht geregelt und können daher auch in dieser Tarifauseinandersetzung nicht verhandelt werden.
Diese Themen sind Bestandteil eines Bundesqualitätsgesetzes für Kitas, für das sich die GEW gemeinsam mit der AWO und dem KTK-Bundesverband (Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder) parallel und schon seit Jahren beim Bund einsetzt. Im Detail geht das an dieser Stelle zu weit, dafür möchte ich Ihnen diese Broschüre Nahe legen.

Darauf, dass Sachsen sich bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, haben wir bereits in unserer Petition hingewiesen. Die angebliche Verbesserung der Betreuungsituation und die scheibchenweise Anhebung des Betreuungsschlüssels sind ein Witz, wurden dennoch jetzt mit dem Haushalt beschlossen. Ein Tropfen auf den heißen Stein, mehr ist das nicht.
Um daran etwas ändern zu können braucht es nach Verdis (und auch unserem) Verständnis „auch in Sachsen einen breiten, über die Gewerkschaften hinaus, Konsens und Bündnis, um Politik, hier die sächsische Staatsregierung, endlich zu zwingen, etwas zu tun.“

Für eine Aufwertung des Erzieher*innen – Berufs spricht nach Auffassung der Gewerkschaften vor allem auch folgender Aspekt:

Generell ist eine finanzielle Aufwertung aber notwendig, da im Sozial- und Erziehungsdienst bereits jetzt Fachkräfte fehlen. Junge Menschen finden die Gehaltsaussichten nachweislich unattraktiv. Wenn sich hier nichts tut, wird auch ein besserer Personalschlüssel nicht ausreichen, da das Personal schlicht fehlt. In einigen Regionen ist das bereits der Fall. Und die SuE-Beschäftigten fragen sich zu recht, warum sie trotz mehrjähriger Ausbildung bzw. Studium weniger verdienen als Beschäftigte mit vergleichbarer Qualifikation im Finanz- oder Industriesektor. Wo doch ständig alle betonen, wie wichtig (frühkindliche) Bildung ist. Und dann passiert – nichts.

Zusätzlich sind die Anforderungen an die Erzieher*innen in den letzte Jahren enorm gestiegen, ohne das es eine personellen Ausgleich gibt.

Was können wir tun?

Der Frust und die Hilflosigkeit sitzen tief und wir fragen uns vielleicht, wie wir mithelfen können, diesen Streik möglichst schnell zu beenden.
Hier ein paar Infos von Verdi:

1.       Formulieren Sie den Ärger über die aktuelle Situation und daraus entstehende Belastung gegenüber denen, die die Verantwortung für diesen Streik tragen. Das kann in Form von Emails, Anschreiben oder ähnlichem gegenüber dem Träger der Einrichtung, also in Ihrem Fall der Landeshauptstadt Dresden in der Form, dass dieser aufgefordert wird, endlich dafür Sorge zu tragen, dass es ein gutes und verhandelbares Angebot an die ErzieherInnen und die sie vertretenen Gewerkschaften gibt.

2.       Es gibt auf unserer Internetseite der aktuellen Tarifauseinandersetzung die Möglichkeit, sich nicht nur als Unterstützer einzutragen, sondern auch selbst in der Form aktiv zu werden, mit der hier hinterlegten Unterschriftenliste in den Kitas und darüber hinaus  für eine breite Unterstützung zu werben. Diese Unterstützer- bzw. Unterschriftenlisten gehen unmittelbar auch an die verantwortlichen Arbeitgeber und Träger.
http://www.soziale-berufe-aufwerten.de/information/materialien/

3.       Sprechen Sie mit Lokalpolitikern vor Ort, zum Beispiel mit Stadträten oder auch Landtagsabgeordneten, um den Druck dorthin zu bringen, wo er an der richtigen Stelle ist. Gern können wir dies auch gemeinsam organisieren.

Weiterführende Informationen
Hier noch ein paar weiterführende Links und Informationend:
Infos Rund um den Streik der GEW: http://gew.de/Streiks_im_Sozial-_und_Erziehungsdienst_der_Kommunen_Fragen_und_Antworten_fuer_Eltern.html

Infobroschüren zu Geld und Recht:
http://www.soziale-berufe-aufwerten.de/w/files/medien/04/eltern-info-geld_201504.pdf
http://www.soziale-berufe-aufwerten.de/w/files/medien/04/eltern-info-recht_201503.pdf

Eine eCard an den eigenen Regierungsvertreter schicken:
https://www.soziale-berufe-aufwerten.de/unterstuetzen/e-card-senden/

Wer die Erzieher*innen mit einer Petition unterstützen möchte, der unterschreibt bitte einmal hier: https://www.change.org/p/wir-eltern-sind-solidarisch-im-kitastreik-elternf%C3%BCrerzieherinnen-petition-mitzeichnen

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15. April 2015

Streik in Dresdner Kitas am Donnerstag, 16.04.2015

Infos des Eigenbetriebes welche Kitas wann geöffnet sind, findet ihr hier.

Bei dem Wort Streik kochen die Gemüter schnell hoch und ebenso schnell verhärten sich die Fronten. Es ist verständlich, dass sich Eltern beschwern, wenn ihre Kinder nicht betreut werden können. Ebenso verständlich ist es jedoch, wenn ErzieherInnen um mehr Anerkennung kämpfen.

Als Stadtelternrat sehen wir die Schwierigkeit der Situation und befinden uns daher im Zwiespalt. Zum einen brauchen Eltern eine verlässliche Kinderbetreuung. Zum anderen kann es diese verlässliche Kinderbetreuung nur geben, wenn es den Erziehern und Erzieherinnen auch entsprechend gut geht, wenn sie in der Lage sind, ihre Arbeitsfähigkeit angemessen zu reproduzieren. Mehr Anerkennung durch eine bessere Bezahlung ist dabei sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Denn das Gehalt einer S6 bei 32 Wochenstunden ist nach allen Abzügen nicht überwältigend. Und der ErzierhInnen Job ist kein einfacher.
Doch auch eine Anhebung des Gehalts löst noch nicht die problematischen Rahmenbedingungen des Arbeitsumfeldes von ErzieherInnen. Der Betreuungsschlüssel ist derart gestaltet, dass Erziehende mindestens in Phasen hohen Krankenstandes am Rand der völligen Erschöpfung sind. Trotzdem müssen und wollen sie einen Erziehungs- und Bildungsauftrag erfüllen. Es müssen gemeinsam Lösungen gefunden werden, Schwarzweiß-Denken ist falsch, differenziertes Betrachten zwingend notwendig. Ein Anfang wäre schon damit gemacht, wenn bei der Planung des Personals Weiterbildung, Krankheit, Urlaub usw. vernünftig mit einbezogen wird. Betreuungs- und Personalschlüssel dürfen nicht nur auf dem Papier funktionieren, sondern auch in der realen Umsetzung. Es ist zum Beispiel nicht nachvollziehbar, dass eine Einrichtung Eltern bitten muss, dass diese nach Möglichkeit ihre Kinder zu Hause lassen, wenn besagte Einrichtung gerade mal mit 0,1 Stellen im Minus ist.

Während der Streikmaßnahmen sorgen die Träger der Einrichtungen stets für die Gewährleistung entsprechender Notbetreuungsmöglichkeiten durch Teilöffnungen. Das ist sehr begrüßenswert, denn jeder Streik ist auch für die Eltern eine große Herausforderung, kurzfristig Betreuung für die Kinder zu organisieren. Denn diese Betreuung ist nicht nur notwendig, damit Eltern arbeiten können, sondern auch, um Kindern Stabilität und soziale Bindung zu gewährleisten. Nicht alle Eltern können auf Verwandte oder Freunde zurückgreifen, welche ihre Kinder in solchen Situationen übernehmen können.

„Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert“ ( „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ , Artikel 23).

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