Ende 2016 stellte der Stadtrat Geld für 25 zusätzliche Personalstellen für den Kitabereich in den Haushalt ein und erteilte der Verwaltung den Auftrag, ein Konzept für eine Art Pädagogen-Springerpool zu entwickeln. Unter der Maßgabe der Gleichbehandlung – also diese Pädagogen müssten gleichermaßen allen Trägern zur Verfügung stehen – Freien und Kommunalen.
Die Verwaltung hat dementsprechend versucht eine Vorlage zu erarbeiten, die jetzt durch den Jugendhilfeausschuss gekommen ist.
Hintergrund: Personalmangel in Dresdner Kitas
Wir wissen ja, Sachsen hat einen ausgesprochen bescheidenen Betreuungsschlüssel, der einer noch bescheideneren Berechnung unterliegt – sprich, Krankheit, Urlaub sowie Weiterbildung werden nicht weiter beachtet. Das hat zur Folge, dass das Betruungsverhältnis real ungefähr nochmal um 30% schlechter ausfällt, als es ohnehin auf dem Papier steht. Und das macht sich ganz besonders in Zeiten mit einem erhöhtem Krankenstand bemerkbar. Wir haben das alle in der letzten Grippewelle zu spüren bekommen und viele Einrichtungen und ihre Mitarbeiter wurden über ihre Belastungsgrenzen hinaus strapaziert. Sogar so weit, das Einrichtungen Eltern gebeten haben, ihre Kinder zu Hause zu lassen, oder ganz schließen mussten.
Springerpool soll Entlastung bringen
Mit dem Springerpool soll nun genau solchen Situationen entgegengewirkt werden. Die Springer sollen genau an den Eineichtungen eingesetzt werden, an denen die Personalkrise besonders schlimm ist.
Nach dem Auftrag des Stadtrates wurde unter der Federführung des Eigenbetriebes eine AG ins Leben gerufen, in welcher Verwaltung, Träger und verschiedene Aktuere der Kitalandschaft über ein mögliches Konzept berieten.
Mit dem Ergebnis: nicht umsetzbar.
Die Aufgabe stellte die Verwaltung vor viele Schwierigkeiten, zum Beispiel: Wo werden die Springer angestellt? Wie sieht es dann mit Arbeitnehmerüberlassung aus? Findet sich aktuell überhaupt jemand, der auf so einer Stelle arbeiten will? Und die entscheidende Frage: nach welchen Kriterien sollen die Fachkräfte an die Kitas verteilt werden – wann, wielange und nach welcher Priorität, sodass trotzdem alle fair behandelt werden?
Träger bekommen Geld bereitgestellt
Stattdessen hat die AG eine andere Vorlage erarbeitet. Und zwar wird das Geld, welches für die Stellen zur Verfügung steht, direkt an die Träger ausgeschüttet. Abhängig von der betreuten Kinderzahl bekommt ein Träger einen bestimmten Anteil von der Gesamtsummen zugewiesen. Mit diesem Geld kann der Träger dann in Krisenzeiten, nach eigenem Ermessen Maßnahmen finanzieren, um den Personalnotstand abzumildern. Sei es durch Honorarkräfte, die Reaktivierung von Pädagoginnen im Ruhestand oder irgendetwas anderes. Das ist den Trägern freigestellt. Für dieses Jahr stehen dafür 1 Million und für nächstes Jahr 1.5 Million Euro zur Verfügung.
Vorlage auf dem Weg in den Stadtrat
Diese Vorlage wurde am Donnerstag, den 08.06., nun endlich vom Jugendhilfeausschuss abgesegnet und befindet sich damit auf dem Weg in den Stadtrat, wo sie dann hoffentlich beschlossen wird.
Diese Variante ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss und auch nicht viel mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin etwas. Vielleicht schaffen die Einrichtungen es so, in der nächsten Grippewellle den Druck etwas rauszunehmen, die Mitarbeiter und damit auch Kinder und Eltern etwas zu entlasten und die eine oder andere Einrichtungen vor der krankheitsbedingten Schließung zu bewahren.
Die genaue Vorlage gibt hier unter Punkt 6.
Sachsen muss was tun!
Dieser kleine Rettungsanker nach dem Prinzip Feuerwehr ist jedoch nur nötig, weil Sachsen in Sachen Betreuungsschlüssel immernoch Rückständig ist. Nach wie vor muss Sachsen sich endlich mal bewegen und etwas tun. Deshalb bestehen weiterhin die folgenden Forderungen.
- Wir brauchen einen besseren Betreuungsschlüssel!
- Wir brauchen eine saubere Berechnung des Betreuungsschlüssels!
- Wir brauchen min. 2h Vor- und Nachbereitungszeit für die Pädagoginnen und Pädagogen!
- Die Ausbildungskapazitäten für neue Fachkräfte müssen erhöht werden!