Bericht vom Bundeselterntreffen

Er liegt schon einige Zeit zurück, der #bevkifachtag2019 in Berlin.

Wir haben die Fachtage am 11./12. Mai genutzt, um mit Elternvertretern aller Bundesländer ins Gespräch zu kommen und haben viele interessante Eindrücke aus den Impulsvorträgen mitgebracht. Das Thema „Gute Kita“ wurde von sehr unterschiedlichen Seiten beleuchtet …

Wir nehmen von dem Wochenende viele Ideen mit in die kommende Zeit. Hier eine Zusammenfassung für euch

Wer weiß, was gut für (m)ein Kind ist?

Dr. Christa Preissing, Direktorin des Berliner Kita-Instituts für Qualitätsentwicklung (BeKi), Präsidentin der Internationale Akademie Berlin und Autorin verschiedener Bildungsprogramme

Kinder werden von vielen Menschen begleitet und geprägt, von Eltern, Familie, Freunden und auch Institutionen, wie Kita und Schule. Jeder begleitet das Kind auf individuelle Weise und mit einem eigenen Werteverständnis, sodass oft sehr unterschiedliche Sichtweisen aufeinandertreffen. Missverständnisse sind vorprogrammiert. Für eine gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft ist es sehr wertvoll, wenn alle sich auf Augenhöhe begegnen, frei von Besserwisserei. Indem alle anerkennen, dass jeder aus einer eigenen Perspektive urteilt und handelt, gehen wir aufeinander zu – zum Wohle des Kindes. Denn die gemeinsame Verantwortung für ein Kind ist der gemeinsame Nenner aller Beteiligten.

Dies bedeutet in der Praxis: Darauf achten, wann wir dem anderen mit Vorurteilen begegnen und diese möglichst vermeiden. Akzeptieren, dass die Beweggründe des anderen nicht die eigenen sind und sein müssen. Sich fragen: Weiß ich wirklich besser, was gut für das Kind ist? Bei Missverständnissen klärende Gespräche suchen.

So kann eine stabile Erziehungspartnerschaft entstehen, von der das Kind profitiert.

Gesundes Aufwachsen

Milena Lauer vom Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung (BeKi)

Gesundes Aufwachsen meint nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch das seelische und soziale Wohlbefinden. Wenn es um die Gesundheit eines Kindes geht, wird schnell über Süßigkeiten, ausreichende Bewegung, Medienkonsum, Impfen und viele weitere Themen kontrovers diskutiert.

Doch wie lernt ein Kind eigentlich, was gesund ist? Natürlich lernt ein Kind durch Nachahmung – Vorbilder prägen die Vorstellung von Gesundheit und Wohlbefinden. Und es lernt durch eigenes Erleben und benötigen trotz aller guter Vorbilder die Möglichkeit eigene Erfahrungen zu sammeln. Dies gilt auch im Bezug auf Gesundheit. Kinder wollen erleben und mitentscheiden. Es lohnt sich also unter Umständen, dem Kind eine Wahl zu lassen und die positiven Gefühle zu betonen, um gesundes Handeln zu verankern. „Wir putzen die Zähne, dann fühlt sich der Mund wieder ganz frisch an.“ – „Hast du gemerkt, die Gurke so laut knackt, wenn wir abbeißen?“

Am Beispiel „Ich packe eine Brotdose. Was tu ich rein?“ tauschten sich die Teilnehmer des Fachtags aus und es entstanden schnell hitzige Diskussionen. Denn jeder hat eine ganz eigene Vorstellung, was Gesundes Essen bedeutet. Denn auch wir haben von unseren Vorbildern gelernt und eigene Erfahrungen gesammelt. Wir sollten uns bewusst sein, dass jeder Mensch etwas anderes für „gesund“ oder „ungesund“ hält – weil er einen ganz eigenen Hintergrund hat.

Gesunde Ernährung und gesunde Lebensweise wird auch in der Kita immer wieder diskutiert. Neben den Themen Mittagsschlaf und Zahnhygiene ist vor allem die richtige Ernährung der Kinder für Eltern wichtig. Was die Kinder in der Kita zu essen bekommen hängt von vielen Faktoren ab. In manchen Einrichtungen bringen Eltern Brotdosen mit, in anderen Einrichtungen wird vor Ort gekocht oder geliefert.

Doch wie reagieren, wenn man mit der Ernährung in der Kita nicht einverstanden ist?  Zuerst sollte man überprüfen, ob man die Ernährung des Kindes selbst einfach anders gestalten möchte oder ob das Essen in der Kita wirklich mangelhaft ist. Oft basieren die Speisepläne auf Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE). Über Wünsche und Vorstellungen sollte offen gesprochen werden. Manche Essenslieferanten sind durchaus bereit ihr Angebot anzupassen, wenn sich eine Mehrheit der Eltern dafür ausspricht. Dann ist es sinnvoll über den Elternbeirat der Kita Einfluss zu nehmen.

Das Gute-Kita Gesetz

Marion Binder, Leiterin der Referatsgruppe Bildung und Betreuung von Kindern und Leiterin des Referats 515 - Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern

Am 1. Januar 2019 ist das Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung, das sogenannte Gute-KiTa-Gesetz, in Kraft getreten. Mit dem Gute-KiTa-Gesetz unterstützt der Bund die Länder bei der Verbesserung der Kita-Qualität. 5,5 Milliarden Euro stellt der Bund bereit, um die Kindertagesbetreuung in Deutschland weiterzuentwickeln.

Dass 5,5 Milliarden bis zum Jahr 2022 verteilt auf die 16 Bundesländer gar keine so große Summe mehr sind, räumt Frau Binder ein. Man habe schon vor 2018 darum gerungen, dass der Bund die Länder und Kommunen im Bereich der frühen Bildung unterstützen kann, ohne deren Selbstbestimmung zu beeinflussen. Durch das föderale System ist dies gar nicht so einfach. Das Gute-Kita-Gesetz ist also ein erster Versuch von Bundesebene an der Verbesserung der Kita-Qualität mitzuwirken.

Dies begrüßen wir und die BEVKi spricht sich eindeutig dafür aus, dass die Mittel auch über 2022 hinaus verstetigt werden, damit die Länder und Kommunen verlässlich die Qualitätsverbesserung voranbringen können.

Da die Qualitätsstandards in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich sind (die einen haben bereits einen sehr guten Fachkraft-Kind-Schlüssel, die anderen bedarfsgerechte Öffnungszeiten), entscheiden die Länder selbst, welche konkreten Maßnahmen sie vor Ort ergreifen. Hierfür gibt es einen Katalog, für welche Aspekte die Gelder genutzt werden können. – Öffnungszeiten, Qualifizierung von Fachkräften, Kindertagespflege, Räume, Unterstützung von Leitungen etc.

Aktuell handeln Länder und Bund Verträge aus. Inwieweit Eltern und Elternvertretungen in die Verhandlungen einbezogen werden, ist in den Bundesländern sehr unterschiedlich. In Sachsen zum Beispiel gibt es aktuell keine legitimierte Landeselternvertretung. Im vergangenen Jahr gab es hier die große Kita-Umfrage, in der Eltern und Pädagoge wählen konnten, welche Verbesserungen Sachsen anstreben soll. Diese Umfrage erfolgte unabhängig vom Gute-Kita-Gesetz und ohne Eltern vorab in die Gestaltung der Umfrage einzubeziehen. Daraufhin wurde in Sachsen die Einführung der Vor- und Nachbereitungszeit (mittelbare Pädagogische Arbeit wurde bisher nicht anerkannt) eingeführt. Sachsen entscheid sich, das Geld aus dem Gute-Kita-Gesetz ebenfalls hier einfließen zu lassen.

Und was finden Kinder wichtig an GUTER KITA?

 „Was macht eine Kita zu einer guten Kita?“ Das wollte die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) mit einer ungewöhnlichen und explorativen Studie herausfinden. In ihrem Auftrag reiste ein Forschungs-Team des DESI Institutes [DESI-Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration] ein halbes Jahr durch die Republik, um diejenigen zu fragen, die sich damit am besten auskennen: die Kinder selbst.

Viele Aspekte, die in der Studie herausgefunden wurden, erscheinen uns sofort einleuchtend und doch merken wir auch, dass die Bedürfnisse in einer Kita und auch zu Hause nicht immer erfüllbar sind, oder doch? Wir laden euch ein, die Perspektive zu wechseln.

Kinder möchten...

… magische Momente erleben. Das sind die kleinen Ausnahmen und Abwechslungen von starrer Routine, die die Spaß machen und besonders sind.

… ungestört spielen. Dazu gehört Zeit und Raum unbeobachtet sein zu können. Sie suchen kleine Verstecke, in denen sie ganz für sich sein können. Beliebt sind die Ecken zwischen Zaun und Hecke.

… sich auskennen. Kinder wollen die ganze Kita kennenlernen. Das ist ihr Refugium. Sie wollen wissen, was im Keller zu finden ist, wo welche Gruppen und wo der Schlüssel liegt.

… die Welt verstehen. Sie brauchen Ansprechpartner, mit denen sie existenzielle Fragen des Lebens besprechen können.

… über sich selbst bestimmen. Sie wollen sich im Sinne ihres eigenen Erlebens ausprobieren dürfen.

Eine schöne kurzweilige Zusammenfassung, findet Ihr hier.

 

Die Sprecher der BEVKi stellen ihre Arbeit vor

Nach den Vorträgen schloss das Delegiertentreffen an. Wir könnten uns davon überzeugen, dass sich die Sprechergruppe der BEVKi mit enorm viel Engagement dafür einsetzt, dass Eltern in der Politik stärker involviert werden. Doch was machen die Bundeselternsprecher_innen eigentlich, die am 23. September 2018 gewählt wurden?

  • Gespräche mit verschiedenen Parteien auf Bundesebene zu Kita-Themen
  • Treffen mit Organisationen (z.B. Paritätischen Gesamtverband, AGF (AG Familie), Bertelsmann, ver.di und andere)
  • Teilnahme am Förderprogramm der Hans-Riedel-Stiftung

Ziel ist es, dass die Bundeselternvertretung bekannt wird und sich mit starken Partnern vernetzt, um als starkes Gremium Kindern und ihren Familien bundesweit eine Stimme zu geben.

Im Vordergrund steht, dass die BEVKi nicht losgelöst arbeitet, sondern im engen Austausch mit den einzelnen Landeselternvertretungen. Bildungspolitik und damit auch Politik zur frühkindlichen Bildung findet hauptsächlich auf Landesebene statt. Es ist also besonders wichtig, dass Eltern sich dort sichtbar einbringen können. Die Elternmitwirkung ist in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich stark aufgestellt und verankert. Auch hier soll die BEVKi langfristig ein zusätzlicher Weg sein, die Elternmitwirkung in den Ländern zu stärken.

Arbeit in den Bundesländern

Beim Delegiertentreffen wurde uns schnell klar, dass es in einigen Ländern bereit sehr starke und gesetzlich gut verankerte Elternvertretungen gibt. Als Beispiele sind hier unter anderem Hamburg, Rheinland-Pfalz und Thüringen zu nennen, die bereits sehr professionelle Strukturen etabliert haben und aktiv in die Landespolitik involviert sind. Sie können zum Beispiel Änderungen im Kita-Gesetz erwirken oder Änderungen mitgestalten, sind in Qualitätsprüfverfahren eingebunden und sind als feste Instanz unter Eltern bekannt und können aktuell auch beeinflussen, wie z.B. die Gelder des Gute-Kita-Gesetzes im eigenen Bundesland eingesetzt werden!

Dem gegenüber stehen Bundesländer, wie Sachsen auch, die keine feste Elternvertretung auf Landesebene haben. Dies betrifft jedoch nur noch wenige Bundesländer. An vielen Orten werden die Bemühungen zum Aufbau aktiver Elternmitwirkungs-Strukturen intensiver und die Bundesländer konnten sich beim Fachtag austauschen, vernetzen und sich gegenseitig Hilfestellung geben.

Alle Länder legten einen Report über ihre Arbeit ab und es wurde über Schwerpunktthemen für die kommende Zeit gesprochen.

Fazit StER:

Der Fachtag und das Delegiertentreffen waren eine tolle Möglichkeit mit den Eltern anderer Bundesländer ins Gespräch zu kommen. Sie hat uns motiviert uns weiter für eine GUTE KITA einzusetzen und über die eigene Kommune hinaus zu schauen.

Ein weiter wichtiger Termin im bundesweiten Austausch wird der #bundeselternkongress im Herbst in Köln sein. Unter dem Thema „Damit die Zukunft nicht nur in den Sternen steht!“ lädt die BEVKi zusammen mit dem Landeselternbeirat der Kindertagesstätten in NRW am 22.09.2019 zum Bundeselternkongress nach Köln ein.

Es wird Vorträge, Workshops, einen Markt der Möglichkeiten und jede Menge Gelegenheiten zum Austausch geben.

Wir freuen uns darauf!

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