Mediensucht schon im Kindergartenalter?

Täglich gehen unsere Kinder mit diversen Medialen Geräten um und benutzen Sie zwischen 20 und 35 Stunden in der Woche. Oft zeigt sich schon Suchtverhalten. Ob auch Ihr Kind bereits betroffen ist, was Sie in diesem Falle tun können und wie Sie eine Mediensucht verhindern, erfahren Sie unter anderem hier.

Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) führt an, dass fast jeder zehnte 15-Jährige in Deutschland exzessiv am Computer spielt und dabei mehr als 4,8 Stunden täglich vor dem Monitor sitzt. Etwa fünf Prozent davon weisen Symptome einer Abhängigkeit in Form von Entzugserscheinungen wie Unruhe, Nervosität, Unzufriedenheit, Gereiztheit und Aggressivität häufig auf.

Mediensucht ist eine Krankheit

Im Fachverband Medienabhängigkeit, der unter anderem von Experten der Medizinischen Hochschule Hannover, vom Mainzer Universitätsklinikum, von Fach- und Landesstellen sowie die Stiftung Medien- und Onlinesucht gegründet wurde, vernetzen sich Experten aus Wissenschaft und Praxis, um Mediensüchtigen Hilfe auf Krankenschein zu ermöglichen. Im Gegensatz etwa zur Glücksspielsucht ist die Medienabhängigkeit keine anerkannte Krankheit. Nach neueren Untersuchungen sollen jedoch in Deutschland über zwei Millionen Menschen mediensüchtig sein.

Unter Kindern und Jugendlichen besonders gefährdet sind vorwiegend Jungen, die meist Online-Rollenspielen verfallen und dort eine zweite Persönlichkeit ausleben. Aber auch viele Mädchen zeigen Suchttendenzen, wobei sie überwiegend auf Facebook & Co. Kontakte und Anerkennung suchen.

Die größte Suchtgefahr geht von Computerspielen aus

Die Suchtforscher an der Berliner Charité fanden heraus, dass bei Computerspielen schnell eine Abhängigkeit entstehen kann, wenn das Gehirn auf Dauer bestimmten Belohnungsreizen ausgesetzt wird. Diese Reize führen im Vorderhirn zu einer Ausschüttung des Glückshormons Dopamin und damit wie bei dem Konsum von Drogen zu einem entsprechenden Glücksgefühl. Ständig wiederholende Belohnungsreize führen laut Forscher schließlich zu einem so genannten Suchtgedächtnis, das auch jeglichen Bezug zur Realität verschwinden lässt.

Sind die Jugendlichen erst einmal abhängig, verlieren sie schnell die Kontrolle über ihre Zeit, vernachlässigen FreunKonsum von Fernsehen und Videospielen sei bei diesen Kindern etwa dreimal so stark ausgeprägt wie bei anderen Kindern. Laut Ärzten reagieren Kinder mit ADHS viel impulsiver auf Reize und sie greifen sofort zu, wenn ihnen eine Belohnung angeboten wird. Solchen Kindern kommt deshalb der Belohnungsmechanismus der Computerspiele leider sehr entgegen. Zusätzlich fand man heraus, dass Kinder mit ADHS durch regelmäßiges Computerspielen gute Fertigkeiten im Erkennen von Nebensächlichkeiten entwickeln. Da solche Kinder jedoch im Alltag und in der Schule große Schwierigkeiten haben, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, trainieren sie beim Computerspiel eher ihre Aufmerksamkeit für Unwichtiges. dschaften, Hobbys und natürlich auch die Schule.

Unser Tipp: Machen Sie eine Verzichts-Übung!

Ihr Kind muss eine Woche auf Medienkonsum verzichten. Beobachten Sie in dieser Zeit, wie sich Ihr Kind „verändert“.

Tipp 1: Überlegen Sie genau, wie viel Medienkonsum Sie Ihrem Kind zumuten möchten!

Ich beobachte oft, dass Kinder bereits im Alter von 3 bis 10 Jahren mit Medien völlig überversorgt und somit auch überfordert sind:Fernseher im Kinderzimmer mit Nintendo Wii, Nintendo DS, Playstation 3, Computer, iPod und Handy in einer Kinderhand sind leider keine Seltenheit mehr. In Elterntrainings begründen das Eltern häufig mit dem Satz der Kinder „Meine Freunde haben das aber auch“. Natürlich darf Ihr Kind in der Liga der modernen Medien mitspielen, doch entscheidend ist letztendlich das Maß.

Sie müssen auch nicht jeden Modetrend mitgehen. Machen Sie sich (und bitte auch den Großeltern oder Verwandten) bewusst, dass Sie Ihrem Kind (und natürlich auch Ihrem Geldbeutel) mit den ständigen Neuanschaffungen alles andere als einen Gefallen tun. Natürlich verlieren neue Dinge irgendwann ihren Reiz, Ihr Kind wird jedoch in der Summe immer mehr Medien konsumieren, um weniger Zeit zum Lernen, Bewegen und für direkte soziale Kontakte zu haben. Und natürlich besteht die Gefahr, dass so Suchttendenzen eher verstärkt werden. Hier gilt also auch der bekannte Grundsatz: „Weniger ist oft mehr“. Die Entscheidung über das richtige Maß können und wollen wir Ihnen jedoch nicht abnehmen.

Tipp 2: Beobachten Sie Ihr Kind!

Manche Kinder sind für Mediensucht eher anfällig als andere. Daher beobachten Sie, wie sich Ihr Kind beim Fernsehen, bei Videospielen oder vor dem Computer verhält:

 

 

 

Dresdner Suchtbericht 2016  ( Pressemitteilung )

 

Glücksspiel- und Mediensucht nehmen kontinuierlich zu

Beratungsanliegen zu Verhaltenssüchten wie dem pathologischen Glücksspiel sowie dem problematischen Mediengebrauch stellten im Jahr 2015 in Dresden in den SBB rund neun Prozent der betroffenen Klientel dar. Die Anzahl der Beratungen auf diesem Gebiet stieg von 230 im Vorjahr auf 288. Diese Entwicklung entspricht dem deutschlandweiten Trend der letzten Jahre. In Dresden hat sich die SBB der GESOP gGmbH auf diese Zielgruppe spezialisiert. Ihr Interventionsprogramm „ESCapade“ für Familien mit Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren mit problematischer Computernutzung haben im vergangenen Jahr 25 Familien genutzt.

Die Dresdner Suchtbeauftragte regt Familien an, zu den bevorstehenden Schuleinführungen kritisch über die Mediennutzung und die technische Ausstattung der Kinder nachzudenken.

„Sucht ist keine Schande, sondern eine Krankheit. Daher ist es wichtig, dass das Thema Sucht in der Gesellschaft offen thematisiert und diskutiert wird, dass wir die Menschen für Suchtgefahren sensibilisieren und dass Betroffene und ihre Angehörigen in Dresden die Hilfen finden, die sie benötigen“, sagt Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann mit Blick auf die Dresdner Strategie zur Suchtprävention. Der Stadtrat hat das Strategiepapier am 9. Juli 2015 beschlossen. „Die Vision der Dresdner Suchtprävention der nächsten zehn Jahre ist nicht ein Kampf gegen Süchtige und ihr Verhalten. Sie ist ein Plädoyer für das Schaffen gesunder Verhältnisse, die es überflüssig machen, süchtig zu werden. Diese Vision eint uns alle – den Stadtrat, die Stadtverwaltung sowie alle mitwirkenden Institutionen und Unterstützer“, so Kaufmann weiter.

„Besonders wichtig im Rahmen der Prävention sind Angebote für Familien. Um Kinder und Jugendliche zu schützen, braucht es im öffentlichen Raum auch Orte, wo Suchtmittel erst gar nicht erlaubt sind, beispielsweise auf Spielplätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Nichtraucherschutzgesetz und das kürzlich beschlossene Tabakerzeugnisgesetz bieten dafür gute Rahmenbedingungen“, sind sich Kaufmann und Ferse einig.

Um mit den Dresdnerinnen und Dresdnern ins Gespräch zu kommen, hat die Landeshauptstadt Dresden das Themenjahr Sucht initiiert. Es wird unterstützt durch die sächsische Landesärztekammer. Etwa 41 Veranstaltungen bieten Einblicke in medizinische, soziale, psychologische und philosophische Aspekte der Sucht. Mitmachen ist dabei ausdrücklich erwünscht. Die Dresdnerinnen und Dresdner können per E-Mail an suchtbeauftragte@dresden.de eigene Wünsche und Vorschläge für Veranstaltungen einbringen.

https://www.dresden.de/de/leben/gesundheit/beratung/sucht.php

https://www.dresden.de/media/pdf/gesundheit/Sucht_Strategiepapier_Suchtpraevention_2015.pdf

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